Für den Notfall gewappnet

Defibrillator-Spende: Nach Todesfall auf Anlage des TSC Mainz erhält der Club nun Hilfe durch „Hand aufs Herz“

Notfallsanitäter Daniel Bätzold (kniend) erklärt beim TSC Mainz, wie der Defibrillator richtig angewandt wird. „Hand aufs Herz“-Chef Joachim Ehrlich (re.) hört aufmerksam zu. Foto: hbz/Stefan Sämmer

Wenn das Herz aufhört zu schlagen, geht es im wahrsten Sinne des Wortes um Sekunden. „Mit jeder Minute erhöht sich das Risiko, dass der Mensch nicht mehr gerettet werden kann, um 10 Prozent“, erklärt Prof. Dr. Joachim Ehrlich. „Was nach zehn Minuten passiert, können Sie sich alle ausrechnen“, fügt der Notfallmediziner und Chefarzt der Kardiologie des Sankt Josef- Hospitals in Wiesbaden mit ernster Stimme hinzu. Gespannt lauschen die anwesenden Mitglieder des TSC Mainz auf der Sportanlage am Ebersheimer Weg seinen Ausführungen zur allgemein als „Hilfsfrist“ bekannten Regel. Rund 30 Spieler, Trainer, Vereinsverantwortliche und Eltern sind gekommen, um ihr Wissen zur Ersthilfe aufzufrischen oder zu erweitern.

„Vorfall hat uns sehr zum Nachdenken gebracht“

An diesem Abend ist Ehrlich in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins „Hand aufs Herz“ zu Gast und auch, wenn die einleitenden Worte es nicht vermuten lassen, der Anlass ist ein erfreulicher: Der TSC Mainz nämlich nimmt die Spende eines Defibrillators entgegen, der künftig am Klubhaus im Eingangsbereich beim Restaurant „Olivengarten“ hängen wird und dadurch auch den Menschen in der Oberstadt zur Verfügung steht.

Anfang Juli war bei einem Meisterschaftsspiel der Herren ein 41-Jähriger auf der Anlage des TSC zusammengebrochen und trotz umgehender Reanimationsmaßnahmen verstorben. „Den Vorstand hat dieser tragische Fall sehr zum Nachdenken gebracht“, erklärt Vize- Präsident Hans Beth. Bis vor Kurzem stand neben dem Platz noch ein Bild des Verstorbenen, Blumen wurden niedergelegt und Kerzen aufgestellt. „Das Thema ist bei uns auch sehr, sehr stark innerhalb der Mitglieder thematisiert worden und nach wie vor sehr präsent“, versichert Beth und ergänzt: „Uns als Verein ist es sehr wichtig, für den Notfall ausgerüstet zu sein.“ Die optimale Notfallversorgung soll nun das rund 2.000 Euro teure Gerät sicherstellen, das den Mainzern von „Hand aufs Herz“ gespendet wurde. „Je schneller Betroffene Hilfe bekommen, desto besser“, stellt Joachim Ehrlich klar.

Betroffene berichten und machen Mut

Wie wichtig Ersthilfe ist, könne man gar nicht oft genug betonen. „Dabei ist es nicht nur elementar, dass man hilft, sondern auch weiß, wie“, unterstreicht Hans Beth. So folgt im Rahmen der Übergabe eine Einweisung zur korrekten Anwendung des „Defis“ durch Notfallsanitäter Daniel Bätzold. Im Frühjahr will man die Schulung wiederholen. „Wir wollen weiterhin auf das Thema aufmerksam machen und hoffen, dass sich auch andere Vereine anschließen und die Erstversorgung sichern“, sagt Beth. Auch der Sportbund Rheinhessen startete diesen Sommer eine Kampagne, um das flächendeckende Vorhandensein der „Defis“ voranzutreiben. Der Grund: 100.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich an einem Herz- Kreislauf-Stillstand.

Immer bei den Besuchen von „Hand aufs Herz“ mit dabei sind auch Betroffene, denen durch die schnelle und kompetente Hilfe Umstehender das Leben gerettet wurde. Einer von ihnen ist Thomas Schilling. Der 69-jährige Musiker aus Frankfurt erlitt 2011 während eines Auftritts einen Herzstillstand. „Dass ich in diesem Jahr meinen ‚elften Geburtstag‘ feiern durfte, wäre ohne das beherzte Eingreifen von Ersthelfern nicht möglich gewesen“, berichtet Schilling. Erinnern kann er sich nur noch an die Minuten vor dem Auftritt, im nächsten Moment wachte er auf der Intensivstation auf. Heute kann er seiner Leidenschaft wieder völlig uneingeschränkt nachgehen. „Viele hatten leider nicht das Glück“, erklärt der Musiker. Elf von insgesamt 150 Mitgliedern des Vereins teilen sein Schicksal. „Jeder kann Leben retten, aber es kann eben auch jeden treffen“, sensibilisiert Joachim Ehrlich für das Thema. „Allgemein ist das Risiko bei den über 40-Jährigen größer, aber es kann auch junge Menschen treffen.“ Heute wirken die Betroffenen zuversichtlich, stehen mit beiden Beinen wieder fest im Leben und wollen ihre neu gewonnene Lebensfreude weitergeben. Auch beim TSC Mainz fühlt man sich nun durch das schiere Vorhandensein des „Defis“ besser. „Hoffentlich brauchen wir ihn nie“, sagen die Anwesenden. „Falls doch, haben wir keine Angst, ihn einzusetzen.“

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